Corona-Impfung: Die Bereitschaft ist groß, die Ungerechtigkeit auch?

21.05.2021

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Author: Pia
Autor*inPia
Illustration von Menschen die eine Maske tragen

In der aktuellen Situation hat sich vermutlich jede*r bereits mit den Impfmöglichkeiten auseinandergesetzt. Es scheint so, als wäre die Corona-Impfung der einzige Weg zurück in ein „normales" Leben. Fast 80 % der in Deutschland lebenden Student*innen zeigen dahingehend eine hohe Bereitschaft. Mit den Impfungen gehen aber auch gewisse Privilegien einher, die nicht von allen Seiten als optimal betrachtet werden. So erachten mehr als die Hälfte der Student*innen (52,1 %) diese als ungerecht.

Corona-Impfung: Verzicht zugunsten der Priogruppe

Seit über einem Jahr schränken die Studierenden sich nun ein. Somit ist der Alltag im Studentenleben alles andere als gewohnt. Viele haben ihr Leben zugunsten ihrer Mitmenschen angepasst. Die Rücksicht gilt insbesondere der bei den Impfungen priorisierten Risikogruppe. Dass jetzt genau den Menschen Lockerungen angeboten werden, für die man zuvor sein Leben eingeschränkt hat, finden viele Student*innen nicht fair. 

Zu den Einschränkungen und den Veränderungen, an die sich ein Großteil der Student*innen seit vielen Monaten hält, zählen unter anderem komprimierte Treffen mit Freund*innen und Familie. Außerdem umfassen diese häufiges Händewaschen, die Einhaltung des Mindestabstands, die Meidung von Menschenansammlungen, die Nutzung der Corona-Warn-App sowie die Verfolgung der Nachrichten.

Verhalten der Studierenden in Bezug auf Corona: 

74,7 % der Studierenden schränken zur Vorsicht Treffen mit Familie und Freund*innen ein (- 6 % Punkte im Vergleich zum März 2020).

72,5 % waschen sich häufiger und intensiver die Hände (- 9 % Punkte im Vgl. zu März 2020).

83,5 % halten im öffentlichen Raum den Mindestabstand von 1,5 m nach Möglichkeit ein. 

77,9 % meiden größere Menschenansammlungen (- 7,3 % Punkte im Vgl. zu März 2020)

44,5 % nutzen die Corona-Warn-App der Bundesregierung. 

73,7 %  behalten die Nachrichtenlage bewusst im Blick (- 13,5 % Punkte im Vgl. zu März 2020).

Wie gestaltet sich die Lehre an den Hochschulen? 

Auch die Hochschulen mussten sich der aktuellen Situation anpassen und haben großteils auf Formate wie Online-Unterricht und Klausuren umgestellt. Diese Umstellung ist für beide Seiten, die der Lehrenden und die der Student*innen, nicht leicht. Gerade die Student*innen aus den ersten Semestern müssen sich nun einigem beugen. Die Orientierungsphase, in der sie neue Kontakte knüpfen und wichtige Informationen erhalten sollten, entfällt vielerorts fast vollständig. Zudem möchten sich viele Hochschulen, insbesondere was die Klausuren betrifft, nicht festlegen. Sie hoffen darauf, diese doch in Präsenz schreiben lassen zu können. Dies führt nicht selten zu Verwirrung bei der Studentenschaft.

Hinsichtlich der Bereitschaft, sich auch als Hochschule weiterzuentwickeln, hat sich die Lehre im Vergleich zum Anfang der Pandemie verbessert. Das Krisenmanagement und die gegebenen Informationen jedoch werden als schlechter empfunden. So waren im September 2020 noch 70,8 % (5,6 Prozentpunkte mehr) zufrieden mit dem Krisenmanagement und 56,5 % (2,9 Prozentpunkte mehr) zufrieden mit den Informationen der Hochschulen. Im Gegensatz dazu hat sich die Lehre ein wenig verbessert: Im September 2020 haben 70,8 % statt nun 74,2 % die angebotene Lehre als (eher) gut bewertet.

Studentische Bewertung des Verhaltens der Hochschulen: 

65,2 % bewerten das Krisenmanagement ihrer Hochschule als (eher) gut.

53,6 % bewerten die Informationen ihrer Hochschule hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf ihr Studium als (eher) gut.

74,2 % bewerten die angebotene Lehre als (eher) gut.

Corona-Impfung: Sind Privilegien denn nun gerecht?

Die goldene Mitte zu finden ist auch bei diesem Thema mal wieder nicht einfach. So hat man aktuell den Kompromiss gefunden, dass alle, die vollumfänglich geimpft sind, so zu behandeln sind wie Menschen mit einem negativen Testergebnis. Viele Student*innen empfinden das als gute und faire Regel. Wie zum Beispiel Moritz B: „Die Impfprivilegien finde ich an sich eine gute Sache, sobald jede*r die Möglichkeit hat, sich impfen zu lassen”.

Oder auch Lena B. :„Ich finde es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich sich impfen lassen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und ebenfalls den Weg zurück in einen normalen Alltag zu unterstützen. Die Privilegien für Geimpfte finde ich nur richtig, wenn jede*r die Möglichkeit hat, an eine Impfung zu gelangen”.

Die klare Botschaft hinter den Meinungen Vieler ist, dass Privilegien erst gewährt werden sollten, wenn es allen freisteht, sich für oder gegen eine Impfung auszusprechen. Bis dies geschehen ist, sollten für Geimpfte die gleichen Regeln gelten wie für negativ Getestete. Es ist sicherlich nicht leicht, einen Mittelweg zu finden und vermutlich werden niemals alle vollkommen zufrieden sein. Und doch scheint die aktuelle Lösung vertretbar für die meisten Student*innen. Solange für Menschen, die aktuell nicht die Möglichkeit haben sich impfen zu lassen, eine Möglichkeit besteht, die gleichen oder ähnlichen Freiheiten genießen zu dürfen, steht einem „Impfprivileg” nichts im Weg. Sobald jedoch nur die „Impfprivilegierten” davon profitieren und und die Aussicht auf die Corona-Impfung für den Rest, aufgrund der teilweise recht langen Wartelisten, auf sich warten lässt, dominiert das latente Gefühl von Ungerechtigkeit. 

Jobmensa Fazit

Ob es nun um Fairness bei der Corona-Impfung geht oder um Neid, die meisten Stimmen der Student*innen reflektieren ihre Meinung zu dieser doch recht sensiblen Diskussion. Sie sind von der Krise stark betroffen, engagieren sich häufig auch im Rahmen von Nebenjobs im Kampf gegen das Virus. Sie bestehen zu Recht auf einer Lösung, die für alle gerecht ist. Unabhängig davon, ob diese schon geimpft sind oder nicht. So oder so zeigt diese Debatte  ein wichtiges Thema auf, welches durch die Corona-Pandemie immer wieder auftritt: der Zusammenhalt und die Rücksichtnahme. Dass auch die, die bereits geimpft wurden, darauf bestehen ein faires „Abkommen” zu erzielen und sich nicht einfach nur über ihre zurückgewonnenen Freiheiten freuen, freut uns umso mehr. Trotz aktueller Lage kann und sollte man also auch Positives aus diesen Umständen ziehen.