Ziehen wir für das Studium, ein Praktikum oder den ersten Job in eine andere Stadt, ist das wahnsinnig aufregend. Gleichzeitig reißt es uns aber auch ruckartig aus den Armen unserer Liebsten. Eltern bleiben Eltern, Geschwister bleiben Geschwister – den Familienbanden kann die Entfernung nichts anhaben. Unsere Fernbeziehung zum Partner oder zur Partnerin ist gefährdeter, das wissen wir und geben uns deshalb besonders viel Mühe. Eins übersehen wir aber leider viel zu leicht: Auch die Beziehungen zu unseren Freund*innen sind zarte Pflänzchen und wollen gehegt und gepflegt werden, wenn sie die Distanz überstehen sollen.
Meine Schulfreund*innen und ich waren unzertrennlich. Wir haben die Nächte zu wummernden Bässen schlechter Musik in ranzigen Kleinstadtdiscos durchgetanzt, in den Pausen heimlich geraucht, unseren ersten Vollrausch und den ersten Liebeskummer geteilt, uns ständig gesehen. Das alles ist lange her. Nach dem Abi sind die meisten von uns aus der staubigen Heimat geflüchtet. Die Kilometerzahl zwischen uns wurde mal größer, mal kleiner – je nachdem wer gerade in welcher Stadt und in welchem Land studiert hat. Die anfangs noch wöchentlich in der Heimat stattfindenden Treffen sind mit jedem Semester seltener geworden. Trotzdem sind die Menschen, mit denen ich damals in der Schul-Cafeteria Hausaufgaben abgeschrieben habe, heute immer noch meine besten Freund*innen. Selbstverständlich ist das nicht. Denn Fernfreundschaften sind nicht immer einfach zu pflegen.
Aus Longterm- werden Long-Distance-Freundschaften
Früher wussten wir alles übereinander. Jede Neuigkeit wurde sofort noch kochend heiß an die Clique weitergegeben oder erübrigte sich, weil man ja ohnehin fast alles gemeinsam erlebte. Wir führten mehr oder weniger die gleiche Art Leben und teilten mehr oder weniger denselben Alltag. Heute ist das anders. Nicht nur, dass wir uns seit dem letzten Schultag verändert haben. Bei den sporadischen Treffen alle paar Wochen oder Monate fehlt irgendwie jedes mal ein Stück: Eine Wissenslücke, eine Kluft zwischen uns und unseren Seelenverwandten, bestehend aus all den Kleinigkeiten, die wir in der Zwischenzeit ohne einander erlebt haben. Die nicht bedeutend genug waren, um im Telefonat, per Whatsapp oder Facebook erwähnt zu werden. Je mehr Zeit seit dem letzten Wiedersehen vergangen ist, desto bewusster wird uns diese Kluft und desto länger dauert es, die vertrauten Brücken zum Leben des anderen zu schlagen.
Hilfe, wir fremdeln!
Manchmal gelingt es uns nicht ganz. Manchmal bleiben die Gespräche oberflächlich und die altbekannte Vertrautheit will sich nicht so recht einstellen. Vielleicht sind wir müde von der langen Fahrt in die Heimatstadt, vielleicht waren wir einfach nicht so gut drauf und sind deshalb nicht richtig ins Reden gekommen. Dann gehen wir nach der langersehnten Reunion, auf die wir doch wochenlang hingefiebert haben, mit dem fauligen Gefühl auseinander, den alten Freund*innen ein bisschen fremd geworden zu sein. Das tut dann schon mal weh.
Sorgen machen müssen wir uns deshalb aber nicht. Schließlich war auch damals nicht jedes Treffen und nicht jede Party das ultimative Highlight, nicht jedes Gespräch triefend vor Tiefgang und Bedeutsamkeit. Wahre Freund*innen mit für-immer-und-ewig-Potenzial erkennt man nicht daran, dass in der Beziehung pausenlos Sonnenschein herrscht. Wahre Fernfreund*innen erkennt ihr daran, dass es kein Drama gibt, wenn auch mal Wolken aufziehen.
Lebenslangeschicksalsschätze – Freund*innen fürs Leben
Denn dann fallen wir uns beim nächsten Wiedersehen genauso stürmisch um den Hals, wie als Teenager, quatschen stundenlang fast atemlos über alte Zeiten, den neuen Studijob, die verpatzte Prüfung und haben am Ende wohliges Bauchweh vor Lachen. Das ist der Moment, in dem wir wissen, dass ein*e echte*r Freund*in fürs Leben vor uns steht – kein platonische*r Lebensabschnittsgefährt*in. Jemand, mit dem uns etwas verbindet, dass tiefer geht, als die flüchtigen Gemeinsamkeiten eines geteilten Alltags – selbst wenn wir mal keine Ahnung haben, was der andere in den letzten Wochen eigentlich getrieben hat. Jemand, dem wir nicht böse sind, wenn er sich frisch verliebt vor lauter rosa Wölkchen eine Weile nicht bei uns meldet. Jemand zu dem die Brücke nie ganz abreißt, egal wie verschieden unsere Leben geworden sind.
So pflegt ihr eure Freundschaft trotz Entfernung
Teilt Nebensächlichkeiten aus eurem Alltag. Schickt euch Fotos von der missglückten Lasagne des/der Mitbewohner*in, schreibt euch kurz was ihr gerade macht oder wünscht euch einfach nur einen schönen Tag. Dann kommt euch die Entfernung zwischen euch gleich viel unbedeutender vor.
Telefoniert regelmäßig. Whatsapp und Co. sind super, um oberflächlich in Kontakt zu bleiben. Richtige Gespräche können die Chatnachrichten auf Dauer aber nicht ersetzen.
Plant euer Wiedersehen und haltet den Termin ein. Die Gewissheit, dass ihr bald wieder vereint seid, gibt eurer Freundschaft Sicherheit. Und Vorfreude ist doch eh die schönste Freude!
Setzt Prioritäten. Euer Schulbank-Buddy feiert ausgerechnet am gleich Tag Geburtstag, an dem eure Fachschaftsparty steigt? Zeigt dem alten Freund, dass er euch wichtig ist und lasst die Uniparty sausen – spätestens nächste Woche steigt schließlich die nächste.
Besucht euch gegenseitig in euren Uni-Städten oder fahrt zusammen in den Urlaub. Früher habt ihr euch ständig gesehen. Ein paar gemeinsam verbrachte Tage am Stück sind wie eine Faltenkur für eure Freundschaft und bringen garantiert jede Menge alte Storys zum Vorschein.
Lasst eure Freundschaft durch die Entfernung nicht oberflächlich werden. Im ersten Moment fühlt es sich vielleicht komisch an, dem alten Freund beim ersten Wiedersehen nach Monaten vom schlimmen Streit mit dem oder der Ex oder den heimlichen Zweifeln am Studium zu berichten. Das ist ganz normal! Vor euch sitzt immer noch derselbe Mensch, der euch früher solidarisch die Haare hoch gehalten hat – ihm könnt ihr vertrauen!
Macht euch nicht zu viel Druck. Mit Fernfreundschaften verhält es sich wie mit Fernbeziehungen oder Silvesterpartys: übertriebene Erwartungen sind kontraprodutiv. Setzt nicht voraus, dass der andere sich ständig meldet und jedes Treffen ein unvergessliches Erlebnis wird. Genießt eure gemeinsame Zeit lieber, anstatt euch gegenseitig Vorwürfe zu machen!
Um eure Fernfreunde zu besuchen, braucht ihr natürlich das nötige Kleingeld! Den passenden Nebenjob zum Finanzen aufbessern findet ihr bei Jobmensa. Also einfach kostenlos registrieren und ruckzuck den besten Studijob finden!