Dass Studenten zu unpolitisch sind, haben wir jetzt schon oft genug gehört. Der aktuelle Studentensurvey der Bundesregierung zeigt aber auch, wer am meisten Zeit in sein Studium investiert. Und das fällt nicht so klar aus, wie erwartet.
Die zeitaufwändigsten Studiengänge: Wer büffelt am meisten?
04.12.2014
Weiche vs. Harte Studiengänge
Die Kluft bei den einzelnen Studienfächern ist groß: Die Spitzenreiter beim Lernen sind die Tiermediziner, die mit satten 44,6 Stunden pro Woche fast doppelt so viel wie Soziologen, die mit 22,6 Stunden das Schlusslicht bilden, büffeln.
Außerdem verblüfft es, dass sich Juristen und Germanisten/Romanisten mit nur 4-5 Stunden Lernzeit unterscheiden. Wurden die Geisteswissenschaften nicht sonst immer etwas belächelt? Ganz im Sinne des klischeehaften Spruchs „Ich habe auch Hobbys, aber was lernst du?“ So wie es aussieht, unterscheiden sich die Fächer in der Art des Lernens: Germanisten oder Romanisten lesen mehrere Bücher in der Woche, Juristen pauken dafür Paragraphen. Beides ist zeitaufwendig und (manchmal) anstrengend.
Aber nicht nur innerhalb der Fächer gibt es Unterschiede, auch ob du an einer FH oder Uni studierst hat Auswirkungen auf Vor- und Nachbereitungszeit des Lernstoffs. Die durchschnittliche Arbeitsbelastung bei Elektrotechnik liegt bei 41,2 Stunden auf der Fachhochschule, während an der Uni nur 32, 5 Stunden gearbeitet wird. Das geht aber nicht immer so weit auseinander: Normalerweise unterscheidet sich der Workload nur um eine Stunde (FH: 31,6 Stunden, Uni: 30,6 Stunden)
Tierärzte verbringen also mehr Zeit damit, Bücher zu wälzen als Humanmediziner. Was sagt das über die Motivation aus? Oder über das Studium? Dicht gefolgt sind die „Vets“ von Zahnmedizin und Pharmazie. Mit ca. 40 Stunden Arbeit in der Woche ist es für die Studierenden außerdem schwierig, sich außerhalb ihres Studiums zu engagieren und somit Zusatzqualifikationen zu sammeln. Laut des Studentensurveys ist die Arbeitsbelastung seit 2007 generell aber um 2 Stunden gesunken.
Hauptfach Egoismus
Die Studenten wurden aber nicht nur über ihre Zeit in der Bib befragt, sondern auch über persönliche Motivation, Studienerfolg und Schwierigkeiten, Qualität der Hochschule und Berufsaussichten (alles aus Sicht der Studenten). Dabei kam unter anderem heraus, dass Studenten immer weniger an der Politik und am öffentlichen Leben interessiert sind. Anstatt sich politisch zu engagieren, ist es ihnen eher wichtig, sich „schöne Dinge leisten zu können“.
Ebenfalls auffällig ist die Neigung zu konventionellen Berufswahlen. Immer mehr Studierende folgen offenbar traditionellen Mustern, was die Quote bei ausgewählten Studiengängen belegt. So liegt der Männeranteil in Elektrotechnik bei 88 % (an der FH sogar 91%). Umgekehrt sind die „typisch-weiblichen“ Berufe wie Zahnmedizin (91%), Anglistik (88%) und Tiermedizin (87%) stark von Frauen vertreten. Ist finanzielle Sicherheit also wichtiger geworden, als öffentliches Engagement?
Was wünschen wir uns?
Zwischen 75% - 91% der Studenten planen fest ein, nach ihrem Bachelorstudium, noch einen Master zu machen. Die meisten halten den Bachelor also nicht für einen ausreichenden Studienabschluss. Das war ursprünglich anders gedacht. Allerdings wünschen sich ein gutes Fünftel eine Reform des Bologna-Prozesses in Form einer Verlängerung des Bachelorstudiums auf 4 Jahre. Generell wollen die Studenten an der Uni mehr Praxisbezug und kleinere Lehrveranstaltungen. FH-ler wünschen sich dagegen ein größeres Angebot zur Studienfinanzierung und eine Verbesserung der Jobchancen.
Bilder: Jobmensa