Ärzt*innen sind Superhelden und Medizin-Student*innen sind Superhelden in der Ausbildung. Kein Studium ist so hart, anspruchsvoll und lang, wie das der Humanmedizin. Das schaffen nur die Besten der Besten oder nicht? Oder doch? Wir sagen euch, wie schwer ein Medizinstudium in Deutschland wirklich ist und wie auch du vielleicht bald schon rufen kannst: „Lasst mich Arzt, ich bin durch!“
Wenn ich groß bin, werde ich Arzt
Der 1. große Schritt auf dem Weg in den Ärzteberuf ist nicht das Studium, sondern zuerst einmal „die Ergatterung des Studienplatzes“. Jedes Jahr bewerben sich rund 42.000 Bewerber*innen auf einen der 12.200 Studienplätze in Deutschland. Aus einem so hohen Andrang resultiert dementsprechend leider ein sehr strenges Auswahlverfahren und ein NC zwischen 1,0 und 1,2.
Allein 20 % der Studienplätze an einer Universität gehen an die Abiturbesten, also die Leute mit einem NC von 1,0 oder sogar noch besser. Weitere 20 % der Studienplätze erhalten Bewerber*innen, die Wartesemester vorweisen können und etwa 60 % der Studienplätze können von den Hochschulen selbst vergeben werden. Diese gehen vor allen Dingen natürlich nach Abiturschnitt. Mittlerweile achten aber auch immer mehr Unis auf die soziale Eignung oder die berufliche Vorerfahrung. Nichts desto trotz ist es immer noch so, dass man meistens mit einem Abi unter 1,3 eigentlich überhaupt keine Chance auf ein Medizinstudium an einer staatlichen Uni hat – Losverfahren nicht berücksichtigt.
Hat es mit der staatlichen Uni nicht geklappt, so gibt es glücklicherweise noch einige „Sicherheitslücken“ um sich den Traum vom Humanmedizin-Studium doch noch zu erfüllen. So genannte Mediziner-Tests ermöglichen eine Verbesserung des Notenschnitts von maximal 0,8 Kiwis. Dieser Test wird übrigens mittlerweile auch von 18 Hochschulen als Auswahlkriterium verwendet.
Home is where your heart is
Dein Durchschnitt reicht trotzdem noch nicht aus, aber du willst unbedingt eine Karriere in der Medizin? Dann hast du vielleicht die finanziellen Möglichkeiten außerhalb Deutschlands zu studieren. Dort sind die Kriterien nämlich nicht ganz so streng und vor allem wird eben mehr auf die soziale Kompetenz und die vorherige Ausbildung geachtet.
Einziger Nachteil: Die Kosten. In Holland halten sich diese mit 2000 Euro pro Studienjahr noch im Rahmen. Budapest rühmt sich nicht gerade mit 14 000 Euro Studiengebühren pro Jahr. In anderen EU Ländern sind die Kosten ähnlich, dafür sind die Lebenshaltungskosten um einiges günstiger.
Wer wirklich, wirklich Medizin studieren will, sollte sich also genau informieren, manchmal findet man so nämlich doch noch eine Studienmöglichkeit.
„Was lernste‘ denn da?“
Gehen wir einfach mal vom Besten aus: Du hast einen Platz an einer deutschen Uni erhalten und freust dich auf dein Studium. Wie aber sieht das eigentlich aus?
Das Studium der Human-Medizin dauert in der Regel 6 Jahre, also 12 Semester und ist in Vorklink, Klinik und Praktisches Jahr unterteilt. Die Vorklink besteht aus 4. Semestern und vermittelt die essentiellen Grundlagen wie Anatomie, Chemie, Physik und Biochemie. Zudem muss in der Vorlesungsfreien Zeit ein 3 monatiges Pflegepraktikum absolviert werden. Diesen Abschnitt schließt man dann meist mit dem Physikum.
Nun folgt die 6-semestrige Klinik in der denen die Fachkenntnisse wie Krankheitsbild, Diagnostik, Therapie etc. gelehrt werden. Auch in der Zeit muss ein Pflichtpraktikum, die 4-monatigen Famulatur, absolviert werden. Die Famulatur ist dein ärztliches Praktikum bei dem du die Arbeit des Arztes praktisch kennen lernst. Die fachliche Ausrichtung bleibt dabei, mehr oder weniger, dir überlassen. Hast du Praktikum und Klink hinter dich gebracht schließt du den theoretischen Teil des Studiums mit dem schriftlichen Staatsexamen ab und hast nun noch ein Praxisjahr vor dir.
Dieses ist ist Terziale unterteilt und beinhaltet „Innere Medizin“; Chirurgie und ein freies Wahlfach.
Nach diesem praktischen Jahr und dem bestandenen mündlichen Staatsexamen steht deiner Approbation, also deiner staatlichen Zulassung zur Berufsausübung, nichts mehr im Wege.
Endlich geschafft!
Nach aufregenden,nervenaufreibenden 6 Jahren Studium steht dir nur die Ärzte-Welt offen. Viele Ärzt*innen beginnen nun mit ihrer Doktorarbeit, die übrigens nicht zwingend notwendig ist um als Arzt oder Ärztin zu arbeiten (Aber erst mit ihr darfst du dich Dr. Maxi Mustermann nennen). Andere treten sofort ihre erste Stelle an oder machen noch eine Weiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin. Das kommt ganz auf deine Karriere und Gehaltsvorstellungen an.
Sehr angesehen ist auch die Arbeit der „Ärzte ohne Grenzen“. Dort bist du einige Zeit in Krisengebieten im Einsatz und hilfst ehrenamtlich. Eine ehrenwerte aber auch sehr harte Tätigkeit die viele Ärzt*innen ihr lebenlang prägt.
Keine Knete, keine Asche, keine Kohle…
Der Ärzteberuf ist – vor allem im Krankenhaus- ein seelischer und körperlicher Knochenjob. In wie weit sich dies entlohnen lässt sei dahin gestellt. In einem kommunalen Krankenhaus verdienst du jedenfalls als Arzt oder Ärztin in deinem ersten Jahr etwa 4.600 Euro, als Facharzt oder Fachärztin schon circa 6.000 Euro und als Oberarzt oder Oberärztin etwa 7.600 Euro. Spitzenreiter ist der Leitende Oberarzt oder Oberärztin der schon in seinem ersten Jahr fast 8.950 Euro verdient.
Es ist dir selbst überlassen welchen beruflichen Weg zu einschlagen kannst. Als Schönheitschirurg*in kannst du monatlich weit über die 10.000 Euro Marke kommen, als Hausarzt oder Hausärztin kannst du dir ein kleines aber feines Leben ohne viel Stress auf dem Land machen. Das hängt ganz davon ab, wie du dir dein Berufsleben vorstellst. Das ist das Schöne an einer Karriere in der Medizin.
Ich Steine, du Steine
Die hohen Verdienst- und Berufsmöglichkeiten lassen viele die soziale Kompetenz der Ärzt*innen vergessen. Du kannst der klügste Kopf sein, wenn du keine Freude daran hast mit Menschen zusammen zu arbeiten, wird das dein/e Patient*in spüren und dir und deiner Kompetenz nicht über den Weg trauen. Menschen sind keine Steine, das musst du dir vor Beginn deines Medizinstudiums unbedingt klar machen, sonst wird der spätestens das erste Pflegepraktikum extrem schwer fallen.
Zusätzlich brauchst du eine Menge Disziplin, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz um das wirklich harte Studium zu bestehen. Du musst in unheimlich kurzer Zeit, unheimlich viel Lernstoff bearbeiten und anwenden. Der Druck ist hoch, deine Zeit fürs Sozialleben teilweise wirklich gering.
Du bekommst es natürlich hin, wenn du es wirklich willst aber das heißt nicht, dass es trotz starken Willens ein Zuckerschlecken wird. Ganz im Gegenteil, das Medizinstudium ist harte Arbeit. Diese wird aber am Ende mit der unschlagbaren Fähigkeit belohnt, Menschen zu heilen. Das ist die Arbeit wert!