Es ist paradox: Studenten bekommen immer häufiger heftige Ausschweifungen ihrer Professoren über ihre Unfähigkeit als angehende Hochschul-Absolventen zu hören. Sie seien zu faul, zu bequem, zu unerfahren – Sprich: In ihnen schlummert kein Fünkchen eines echten Akademikers. Wie kann es da sein, dass im bundesweiten Schnitt immer bessere Noten vergeben werden?
Die Unvergleichbarkeit der Studienfächer
Das Problem ist, dass Noten, die eigentlich Garant für vergleichbare Leistungen sein sollten, genau diesen Zweck mittlerweile nicht mehr erfüllen. Hochschulintern kennt wohl jeder Student die Situation, dass es in bestimmten Fächern scheinbar einfacher ist, eine gute Note zu bekommen. Zum Vergleich: Psychologiestudenten schneiden deutschlandweit mit der Durchschnittsnote “sehr gut” ab, während Ingenieure und Maschinenbauer meistens nur ein “befriedigend” schaffen. Das soll auf gar keinen Fall ein Angriff auf die deutschen Psychologie-Studenten sein. Doch stellt sich bei diesem Vergleich doch die Frage, ob alle Maschinenbau-Studenten dümmer sind als sie, oder tatsächlich mit höheren Anforderungen zu kämpfen haben.
Die „Ära Post-Bologna“
Die Bologna-Reform hat vor allem eins bewirkt: Die Noten sind immer wichtiger für den akademischen Erfolg der Studenten geworden, denn den Master-Platz bekommt derjenige mit der besten Bachelornote. Doch den wissenschaftlichen Anspruch, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, sich eine Meinung zu bilden und diese fundiert zu vetreten – all das ist im deutschen Hochschulalltag verloren gegangen. In dem 3-jährigen Bachelor-Studium bekommen Studenten “Wissen light” vermittelt, alles schön vorgekocht und in die richtige Form gepresst, um es schnell hinunterwürgen und in der nächsten Prüfung …ihr wisst schon. Das bekannte Phänomen des Bulimie-Lernens. Doch wer erhält dadurch einen Vorteil? Wie viel vom abgefragten Wissen ist auch noch nach vielen Monaten abrufbar und qualifiziert die Absolventen somit für den höheren Bildungsweg?
Das miese Spiel mit den Masterplätzen
Die Bachelornoten sollen ein faires Auswahlkriterium sein, nach welchem die Hochschulen ihre Masterplätze vergeben können. Bei der steigenden Zahl an Bewerbern ist es auch kaum zumutbar, Auswahlgespräche und interne Qualifikationsverfahren zu verlangen. Um die Masse an Bewerbern abzuschrecken, bedienen sich manche Hochschulen mittlerweile sogar fieser Tricks: Als Zulassungsvoraussetzung wird da angegeben, was kaum ein normaler Student schaffen kann. Wer nachfragt, bekommt die schlichte und ehrliche Antwort: “Ja, das machen wir, damit sich nicht so viele auf die Masterplätze bewerben.” Wer es trotzdem tut, könnte also Glück haben.
Doch nach wie vor ist der Notenschnitt das beliebteste Intelligenz-Vergleichsinstrument der Hochschulen. Nur ärgerlich, dass an Universität A ein durchschnittlicher BWL-Student eine 1,7 auf dem Zeugnis stehen hat, an Universität B aber eine 2,4. Der Vergleich ist nicht auf einen einzelnen Jahrgang bezogen, sondern beschreibt einen seit mehreren Jahren zu beobachtenden Trend. An besonders unfähigen Studenten in Universität B liegt das kaum, sondern vielmehr an den höheren Anforderungen der selbsternannten “Elite-Schmieden”. Nur dumm, wenn kaum jemand aus dem eigenen Kader damit die Zulassung für einen Masterplatz bekommt, so wie es in Köln vor einigen Jahren der Fall war.
Knallharte Selektion
Dass manche Hochschulen für ihre “Kuschelpädagogik” bekannt sind und andere ein rigoroses Leistungsprinzip verfolgen ist kein Geheimnis. Auch nicht für die Hochschulen, die ihre Zulassungsvoraussetzungen festlegen. Der Sinn eines Leistungsprinzips sollte doch aber eigentlich sein, gute Studenten für ihre Leistungen zu belohnen und was könnte eine größere Belohnung sein, als der Wunsch-Studienplatz? Klingt logisch, funktioniert aber im deutschen Hochschulsystem nicht. Experten sagen, dass momentan jeder Bachelorabsolvent einen Masterplatz bekommt. Das ist in manchen Fällen nicht genau der, den sie sich erträumt hätten, gehe aber “zumindest in die richtige Richtung und stelle die meisten Studenten zufrieden”. In ein paar Jahren kann die Lage aber schon ganz anders aussehen, falls der Andrang auf die Masterplätze gleich bleibt und die Anzahl der Studenten weiter steigt.
Noten in der Uni sind eine Sache für sich. Wenn jeder die gleichen Voraussetzungen hat, ist zumindest ein Vergleich innerhalb des Studiengangs möglich. Doch was ist, wenn auch die Notenvergabe der Dozenten und Professoren ungerecht ist und hemmungslos Sympathiepunkte verteilt werden? Wir möchten wissen, was eure Erfahrungen damit sind: Habt ihr euch vom Hochschulsystem allgemein oder von eurer Hochschule spezifisch je ungerecht behandelt gefühlt?
Nicht nur Noten sind wichtig für Bewerbungen: Vor allem Praxiserfahrung beeindruckt die Personaler und die kannst du bei einem studienbezogenen Nebenjob aus unserer Jobbörse sammeln!