Der IQ ist weitläufig bekannt, damit misst man den Intelligenzquotienten. Unter dem EQ versteht man währenddessen die emotionale Intelligenz des Einzelnen. Er bewertet die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer richtig wahrzunehmen, zu verstehen, zu kontrollieren und vertritt damit die Theorie, dass die einzelne Person nicht über eine einzige, sondern über mehrere Intelligenzen verfügt. Im alltäglichen Leben kann man es wunderbar wahrnehmen. Die einen kommen schließlich voran, indem sie durch fachliche Kompetenz und Klugheit überzeugen.
Dann aber gibt es auch diese, die möglicherweise über einen gar nicht so hohen Bildungsstand verfügen, die aber dennoch scheinbar mühelos überall gut ankommen und letzten Endes genauso gut in die Führungspositionen rutschen können wie ihre möglicherweise kompetenteren Kollegen. Diese Personen verfügen meistens über einen ausgeprägten EQ, eine besonders hohe emotionale Intelligenz. Deshalb ist auch für Personaler der EQ ein Wert von Interesse, der bisweilen in Bewerbungstests eine Rolle spielt.
Emotionale Intelligenz – was ist darunter zu verstehen?
Allgemein zu begrüßen ist, dass die Vorstellung von einer Emotionalen Intelligenz den vorher sehr eingeschränkten Intelligenzbegriff erweitert und in einen komplexeren Zusammenhang stellt. Er umfasst einige Fähigkeiten, die sowohl im alltäglichen Leben als auch im Berufsalltag von entscheidender Bedeutung sein können. Ob man durch Sympathie überzeugt, einen Kunden mitreißen kann oder eine Gruppendiskussion überzeugend führt, das alles hat seinen Hintergrund in der Fähigkeit, Emotionen der Mitmenschen zu deuten, aufzugreifen, für sich nutzbar zu machen und damit, Kunden zu gewinnen, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen und Projekte voranzutreiben.
Die eigenen Emotionen zu kennen und zu erkennen - eine der Grundcharakteristika der emotionalen Intelligenz, beinhaltet eine Erfahrung der eigenen Gefühle und Zustände und eine Kontrolle derselben in Situationen, in denen sie nicht zum Ausdruck gebracht werden sollten. Man sollte sich seinen Gefühlen nicht ausgeliefert fühlen oder diese bekämpfen, sondern durch sie Zugang zu eigenen Motivationen und Antrieben finden, die man dann auch anderen zur Verfügung stellen kann, sie im Konferenzraum im Zaum halten und bei der Frage nach der Gehaltserhöhung als Motivationsquelle nutzen. Emotionen können beeinflusst werden, Kränkungen unter Kollegen somit abgeschwächt, in stressigen Situationen Beruhigung geschaffen werden. Menschen mit einer hoher emotionalen Kompetenz behalten auch in belastenden Situationen einen kühlen Kopf und können durch Angriffe nicht so leicht aus der Fassung gebracht werden. Sie können sich selbst motivieren und ihre eigene Kreativität anregen – ein Grundstein zum Erfolg.
Die Empathie ist die Grundlage der Menschenkenntnis. Wer die Emotionen anderer nachvollziehen kann, der erkennt viel leichter die Anzeichen für ihre Wünsche und Forderungen und kann ihnen daher geben, was sie brauchen. Vorsicht ist geboten, wenn die Empathie zur Manipulation verleitet. Denn wer die Gefühle und Bestrebungen der anderen kennt und beeinflussen kann, hat auch die Möglichkeit, diese nicht immer positiv zu beeinflussen, sondern zu seinem persönlichen Nutzen. Selten ist diese Ausformung der Empathie in einem Berufsfeld unter Personalern tatsächlich gern gesehen. Stattdessen steht hier ein positiver Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund. Empathie ist Voraussetzung für Beliebtheit und Wertschätzung und führt im Berufsalltag zu einem angenehmen Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Personalchefs stellen gerne Bewerber ein, die eine reibungslose Zusammenarbeit gewährleisten und sich in einem betrieblichen Umfeld gut integrieren können.
Die Erfassung des emotionalen Intelligenzquotients
Die Tests, die in den Bewerbungsverfahren zur Erfassung der emotionalen Intelligenz herangezogen werden, beruhen in der Regel auf einem Konzept der Professoren Salovey und Mayer, das in vier Kategorien gegliedert ist: Wahrnehmung von Emotionen, Nutzung von Emotionen, Verstehen von Emotionen, Beeinflussen von Emotionen. Fähigkeiten, die man für die Bearbeitung dieser vier Kategorien mitbringen sollte, sind das Erkennen von Emotionen in Mimik und Gestik eines Menschen, Wissen um die Zusammenhänge zwischen eigenen und fremden Emotionen, eine Analyse von Emotionen und die Einschätzung ihrer Veränderbarkeit, ein soziales Bewusstsein und die Fähigkeit, den Ausbruch von Gefühlen zu kontrollieren und in sachlichen Diskussionen die persönliche Komponente außen vor zu lassen.
Der MSCEIT-Test
Der EQ-Test ist teilweise noch umstrittener als der IQ-Test, denn auf den ersten Blick scheinen die zu ermittelnden Werte ja noch weniger ein Faktum darzustellen als der Intelligenzquotient. Menschenkenntnis – wie soll das messbar sein? Nichtsdestotrotz haben die Wissenschaftler natürlich nach Mitteln und Wegen gesucht, die Parameter zu erfassen. Der bekannteste EQ-Test ist der MSCEIT, der Mayer-Salovey-Caruso Emotional Intelligence Test, bei dem oben genannte Kategorien in jeweils zwei Tests geprüft werden. Zur Wahrnehmung von Emotionen werden dem Prüfling Bilder von verschiedenen Personen gezeigt und deren emotionaler Zustand muss erkannt werden. Genauso können Landschafts- und Stimmungsbilder projiziert werden, die dann bestimmten Emotionen zugeordnet werden sollen.
Bei der Nutzung von Emotionen zur Unterstützung des Denkens muss der Prüfling bestimmten Denkaufgaben emotionale Zustände zuordnen, die diesen von Nutzen sein könnten.
Das Verstehen von Emotionen umfasst im EQ-Test Fragen dazu, in welchen Situationen Emotionen sich ändern und ineinander übergehen können. Außerdem gibt es in komplexeren Situationen auch Häufungen von mehreren Gefühlen, die identifiziert werden sollen.
Schließlich soll der Bewerber in der letzten Kategorie des EQ-Tests, dem Umgang mit den Emotionen in fiktiven Szenarien Vorschläge zur Beeinflussung des eigenen und fremden Verhaltens machen.
Einflussnahme auf und Kritik am EQ-Test
An der emotionalen Intelligenz kann man arbeiten. Doch weite Teile sind bereits durch Charaktereigenschaften und Erziehung bzw. Sozialisierung festgelegt. Wer sich selbst als „Sozialkrüppel“ einschätzt, dem wird es wohl nur schwerlich gelingen auf einmal der beliebteste Mitarbeiter im ganzen Büro zu werden. Ein bisschen trainieren kann man die emotionale Intelligenz allerdings, indem man zum Beobachter wird. So kann man zum Beispiel einen Nachmittag im Café nutzen und lernen die Verhaltensweisen und Reaktionen der Menschen um sich herum aufzuschnappen und wahrzunehmen. Dazu beobachtet man die verschiedenen Situationen, die sich an einem Tag dort abspielen und die dazugehörige Gestik und Mimik der Personen.
Natürlich wird der EQ-Test nicht kritiklos hingenommen. So wird der Begriff der Intelligenz in diesem Fall oft als überdehnt angesehen, da er kognitiven Fähigkeiten vorbehalten sein sollte. Eine Korrelation zwischen der kognitiven und der emotionalen Intelligenz sei zudem kaum gegeben. Kritisch beäugen diejenigen, die der Meinung sind, dass tatsächliche fachliche Kompetenz gegenüber der Fähigkeit, Leute von sich zu überzeugen Vorrang haben sollte, dass manche Personaler dem EQ-Test bis zu 50 Prozent an Wichtigkeit für eine Einstellung beimessen.
Fakt ist, wer über einen hohen EQ verfügt, hat oftmals deutlich mehr Erfolg im Beruf, leidet seltener unter psychischen Störungen und ist insgesamt zufriedener mit sich und dem Leben.