Auch wenn das Assessment Center eine sehr aufwändige Form des Auswahlverfahrens für eine neu zu besetzende Stelle ist, erfreut sie sich einer immer größeren Beliebtheit. Besonders dann, wenn es um die Besetzung von höhergestellten Posten und Führungspositionen geht. In verschiedenen Prüfungssituationen müssen sich die Kandidaten unterschiedlichen Aufgaben stellen. Auch wenn diese natürlich individuell verschieden bewältigt werden, gibt es doch einige Tipps und Tricks, die man während des Auswahlverfahrens beherzigen sollte, um seine Chancen zu erhöhen.
Einen guten Eindruck hinterlassen!
Ein Assessment Center beginnt in der Regel mit einem etwa 30-minütigen Vorstellungsgespräch des Bewerbers bei den Assessoren. Hier hat der Bewerber die wichtige Aufgabe und Chance, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen, denn einen negativen ersten Eindruck zu revidieren, ist schwierig oder gar unmöglich. Wie vor jedem Vorstellungsgespräch sollte man sich auch vor dem Assessment Center auf die üblichen Fragen nach dem bisherigen Werdegang, Berufsbild und beruflichen Zielen vorbereiten. Auch über das Unternehmen selbst sollte man sich vorab gut informieren, um kompetente Antworten geben zu können. Wichtig, um im Vorstellungsgespräch einen positiven Eindruck zu vermitteln, ist es offen und ehrlich zu antworten und auch durch seine Körpersprache Offenheit und Sicherheit zu vermitteln. Also Schultern nicht hängen lassen, ab und zu ein Lächeln auf den Lippen, die Arme nicht verschränken und schon wirkt man deutlich entspannter und selbstbewusster.
Einen kühlen Kopf bewahren bei der Postkorbübung
In der Postkorbübung wird der Bewerber vor die Aufgabe gestellt, einen Korb voll Anfragen und Mittelungen zu ordnen und abzuarbeiten. Dabei ist besonders wichtig, dass man ein gutes Gespür für Dringlichkeit mitbringt, um die anstehenden Aufgaben in einer sinnvollen Reihenfolge zu erledigen. Hinzu kommen oft unerwartete Telefonanrufe oder eingehende E-Mails. Am Wichtigsten bei dieser Aufgabe ist es, nicht in Hektik zu verfallen, sondern einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn nur so kann man den Überblick behalten. Dabei ist es trotzdem wichtig, in eigenem Ermessen zu handeln. Soll man beispielsweise für den potenziellen Chef die Termine regeln, kann es auch einmal vorkommen, dass man einen Termin absagen oder verschieben muss. Wer alles einfach bloß abwinkt, wirkt so als könnte er nicht abwägen und Prioritäten setzen.
Die richtige Position in der Gruppendiskussion finden
Eine häufige Aufgabe im Assessment Center ist die Gruppendiskussion. Dabei geht es darum, gemeinsam mit den anderen Bewerbern eine Diskussion zu einem bestimmten Reizthema zu führen – in manchen Fällen wird dem Bewerber eine Position zugewiesen, in anderen Fällen argumentiert er für seinen eigenen Standpunkt. Es gibt auch Versionen dieser Übung, bei der die Bewerber sich für ihre eigenen Interessen einsetzen sollen. In diesen Diskussionen ist also nicht nur ihr Standpunkt gefragt ist, sondern der Ausgang der Diskussion kann auch tatsächlich Konsequenzen für sie nach sich ziehen. Sinn der Gruppendiskussionen ist, die Durchsetzungsfähigkeit, aber auch die Kompromissbereitschaft der einzelnen Bewerber zu ergründen. Natürlich sollte man sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen, aber die Assessoren sehen es auch nicht gern, wenn man sich wie ein Fähnchen im Wind mal der einen, mal der anderen Meinung anschließt. Oberstes Gebot ist aber in jedem Fall sachlich bleiben und andere ausreden lassen. Man sollte sich aber keines Falls als passiver Beobachter an den Rand der Diskussion drängen lassen, sondern versuchen Einfluss auf die Diskussion zu nehmen. Das geht nicht nur, indem man mit guten Argumenten punktet, sondern auch indem man zwischen verschiedenen Positionen vermittelt oder Diskussionsergebnisse zusammenfasst.
Das Publikum überzeugen in der Präsentation
Präsentationen zu halten ist heutzutage eine der Schlüsselqualifikationen für viele Branchen und Positionen. Auch in Assessment Centern soll ermittelt werden, inwiefern die Bewerber dazu fähig sind, Publikum in ihren Bann zu ziehen und Inhalte klar und einfach zu vermitteln. Deshalb besteht eine der Aufgaben beim Assessment Center meist darin, sich zehn bis dreißig Minuten mit einem Thema vertraut zu machen und dieses den Anwesenden anschließend zu präsentieren. Eine gute Struktur und ein sicheres Auftreten sind hier in der Regel wichtiger als die inhaltliche Komplexität. Inhalte sollten vor allem klar und deutlich dargestellt werden, anstatt mit zu vielen Details zu verwirren. Es kann manchmal souveräner wirken, wenn man zugibt, dass man auf eine Frage kein Antwort hat, als sich in fadenscheinigen Erklärungen zu verhaspeln.
Sachlich bleiben im Rollenspiel
Im Rollenspiel geht es oft um Simulationen von Chef-Angestellten-Gesprächen. Dabei besteht die Aufgabe des Chefs darin, Kritikpunkte gegenüber dem Angestellten anzubringen. Aufgabe des Angestellten ist es, diese Kritik als konstruktiv zu begreifen. In keiner der beiden Rollen sollte man persönlich oder beleidigend werden. Die Kritik in der Rolle des Chefs sollte sachlich formuliert werden - am besten verpackt als ein Anliegen und mit positivem Ausblick. Als Angestellter nimmt man die Kritik an. Ist die Kritik jedoch unberechtigt, muss man sich zur Wehr setzen. Unter keinen Umständen sollte man aber versuchen die Schuld auf andere zu schieben, denn das wirkt höchstens unkollegial.
Realistische Selbsteinschätzung in der Feedbackrunde
Zum Schluss eines Assessment Centers gibt es häufig eine Feedbackrunde, in der jeder Bewerber seine eigenen Leistungen einschätzt. Hierbei nicht in Selbstmitleid versinken oder tiefstapeln, das wirkt oft wie „fishing for compliments“. Ebenfalls nicht sonderlich beliebt machen sich natürlich diejenigen Bewerber, die sich selbst über den grünen Klee loben. Einer reflektierte und differenzierte Selbsteinschätzung ist gefragt. Im Vergleich mit den anderen Bewerbern ist die Positionierung oft einfacher.
Allgemeine Tipps
Neben diesen speziellen Tipps für die einzelnen Aufgaben sollte man auch einige allgemeine Tipps für das gesamte Assessment Center im Auge behalten, um sich konsistent und glaubwürdig zu präsentieren. Am besten sollte man unbefangen an die Testaufgaben gehen. Wer versucht, ein spezielles Bild von sich zu kreieren, von dem man glaubt, es wäre passend, wirkt sehr schnell unglaubwürdig. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man unter ständiger Beobachtung steht. Das gilt auch zwischen den Tests und bei mehrtägigen Assessment Centern zum Beispiel auch abends, wenn man noch gemeinsam ausgeht. Man könnte also auch durchaus in den Pausen und in der scheinbaren Freizeit negativ auffallen.
Vorbereitung ist wichtig wozu natürlich auch die richtige Kleidung und ein ausgeruhtes Auftreten gehört. Es ist keine schlechte Idee auch an Assessment Centern teilzunehmen, wenn man nicht unbedingt an dem Job interessiert ist um die nötige Routine zu bekommen.